Manchmal ist diese „Unlust“, anzufangen, aber auch ein Zeichen für ein darunterliegendes Problem. Vielleicht setzen wir uns selber zu sehr unter Druck mit unserem Perfektionismus? Vielleicht haben wir uns aber auch auf so viele verschiedene Verpflichtungen eingelassen, dass wir gar nicht mehr wissen, wo wir anfangen sollen, und deshalb gar nicht anfangen? Dann wäre es allerdings höchste Zeit, die Aufgabenbereiche durchzugehen und zu überlegen, ob man nicht etwas reduzieren könnte.
Manchmal trifft aber von alledem gar nichts zu, und man hat schlicht und einfach keine „Lust“. In diesem Fall kommt die 10-Minuten-Methode zum Einsatz. Das ist sozusagen eine Überlistung des „inneren Schweinehundes“.
Liebe Andrea,
gutes Thema! Da bei mir im Moment ein äußerer „Druck“ wie z.B. mein (Amateur-)Orchester fehlt und auch mein Streichquartett ruht, versuche ich es mit etwas Ähnlichem wie den „10 Minuten“. Meine Geige und meine Bratsche liegen neuerdings immer griffbereitbereit und ich überlege dann spontan, welches Instrument ich zur Hand nehmen möchte. Und welche Stelle aus welchem Stück ich auf der Geige verbessern möchte oder was ich auf der Bratsche lernen möchte, denn sie ist erst spät zu mir gekommen. Und plötzlich bin ich mittendrin und übe voller Freude und Genuss. Und wie du schreibst, das lässt sich auch wirklich gut auf die anderen Dinge des täglichen Lebens übertragen („ich putze heute nur 2 Küchenschubladen von innen“).:
Meinen Schüler*innen gebe ich oft folgenden Rat: „Gerade, wenn du sehr viel für die Schule zu tun hast, solltest du am besten mittendrin vom Schreibtisch aufstehen und die Geige zur Hand nehmen“, die bereit liegen sollte. Ich versuche ihnen zu erklären, wie Lernen funktioniert und dass es sehr effektiv ist, etwas anderes zu tun, während das vorige sich im Gehirn sortiert. Und dass es gut ist, sich aus der Schreibtischhaltung in die aufrechte Geigenhaltung zu begeben, in der sie dann auch tiefer atmen usw. Am besten zwei- dreimal für 5 Minuten. Leider ist das ja noch kein Allgemeinwissen, dass das eine das andere befruchtet und man letztendlich Zeit spart. Daran arbeite ich noch.
Ich werde demnächst meinen Schüler*innen als Aufgabe geben, es genauso für z.B. eine Woche durchzuführen und mir am Ende jeden Tages per SMS oder WhatsApp zu berichten, wie es gelaufen ist. Mit einer Schülerin habe ich seit Januar diesen Deal, dass sie mir abends berichtet, was sie geübt hat und womit sie noch Probleme hat. Sie ist aus verschiedenen Gründen ein „Spezialfall“, aber es funktioniert gut und ich freue mich jeden Abend über ihre Nachricht und kann ihr noch Tipps geben, wenn nötig.
Herzliche Grüße
Irmgard
Liebe Andrea, kann ich nur bestätigen, hilft prima, bei allen Schülern, und immerwieder daran erinnern !
Liebe Grüße Gabriele
Liebe Andrea, vielen Dank für den wertvollen Tipp! Man muß sich nur immer wieder daran erinnern. Den „inneren Schweinehund“ habe ich versucht zu überwinden mit einer Übechallenge, zu der jetzt viele Videos eingegangen sind. 75% der Schüler haben sich anstiften lassen und nun sehe ich da und muß wohl viele Preise besorgen!
Liebe Grüße ringsherum!
Eva
Nachtrag – Feedback
Habe es mit den 10 Minuten mit einer Schülerin, die mit dem Üben so gar nicht in die Gänge kommt, am Montag angefangen zusätzlich mit der Aufgabe, mir abends zu schreiben. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob es klappt. Aber siehe da, sie schreibt mir jeden Tag, was sie geübt hat und wie lange, und es waren sogar einmal 15 Minuten. Und das schönste schrieb sie mir gestern: „Ich muss sagen, es war eine echt gute Idee mit dem Schreiben.“
Danke Andrea, dass du mich dazu gebracht hast, es noch mal wieder neu und etwas anders zu probieren.
Irmgard
Liebe Irmgard, das ist aber eine schöne Nachricht! Das freut mich sehr!!!!
Herzliche Grüße,
Andrea