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Digitalisierung im Musikschulunterricht — 2 Kommentare

  1. Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
    da ich mit all diesen Dingen nicht aufgewachsen bin, nutze ich nicht so viel Digitales. Was ich allerdings nutze ist YouTube. Ich finde es eine gute Möglichkeit, den Schülern zu sagen: „Hör dir dies Stück mal an. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir gefällt.“ Oder: eine Schülerin z.B. hat sich neulich ihr Stück aufs Smartphone geladen und auf dem Schulweg im Bus angehört. Sie hatte dadurch eine deutlich hörbare musikalische „Verbesserung“ erreicht. Was mir persönlich sehr viel Spaß macht ist, dass ich über die YouTube-Auswahl bereits so einige wunderbare, mir unbekannte Stücke entdeckt habe.

    Um Intonations Apps habe ich mich noch nicht gekümmert. Ich könnte mir denken, dass das besser mit mir als Lehrerin klappt, denn was nützt es einem Kind, wenn es zwar den richtigen Ton trifft, aber nicht weiß, was an der Haltung falsch war. Manchmal liegt es ja einfach daran, dass die ganze Hand verrutscht ist oder der Daumen in der falschen Lage ist. Oder die Handhaltung ist korrekt, aber der Finger muss sich etwas mehr strecken. Usw. Als Lehrerin bin ich viel flexibler in den Aufgaben, die genau zu dem jeweiligen Kind passen. Und dabei wollen wir ja auch noch Spaß haben und ab und zu mal lachen, wenn ein Finger zur Zeit etwas renitent ist.
    Vor ca. einem Jahr sind zwei Schülerinnen zu mir gewechselt, eine Anfängerin und eine Fortgeschrittene. Beide hatten eine gruselige Intonation. Sie hatten beide eher mechanisch das Geigen gelernt und mochten ihre Lehrerinnen nicht wirklich – bis zu Tränen nach dem Unterricht und unglücklich. Zum Glück mochten sie die Geige noch. Wenn ich denen eine IntonationsApp empfohlen hätte, wäre das sicher kontraproduktiv gewesen.
    Manchmal schlage ich meinen Schülern vor, ihr Stimmgerät zu Hilfe zu nehmen – aber wirklich sehr dosiert und sehr gezielt.

    Wozu ich noch keine endgültige Haltung habe ist das Nutzen des Tablets für Noten. Einerseits finde ich das richtig gut, andererseits kostet das enorm viel Energie und der große Zusammenhang ist gesellschaftlich noch nicht so recht überschaubar.

    Herzliche Grüße
    Irmgard Fliegner

    • Liebe Frau Fliegner,
      vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar! Ja, das „analoge“ Unterrichten lässt uns auf jeden Schüler individuell eingehen. Eine App kann das nicht ersetzen. Zumindest derzeit noch nicht, aber wer weiß denn schon, was da alles noch kommt? Wir stehen ja eigentlich erst am Aanfang dieser Entwicklung. Sicher werden die Apps in Zukunft noch mehr an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst sein. Ich persönlich liebe aber nach wie vor die intensive „lebendige“ Zusammenarbeit mit den Schülern im Unterricht. Ich denke, es wurde schon so vieles digitalisiert, sodass der Instrumentalunterricht mit einem „lebendigen“ Lehrer für die Kinder zu etwas ganz Besonderem wird. Wo haben denn die Kinder von heute einmal die volle Aufmerksamkeit eines Erwachsenen für sich alleine? Wir Instrumentallehrer sind oft ganz wichtige Bezugspersonen für die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen. Auch das wird eine App wahrscheinlich niemals ersetzen können.
      Beste Grüße,
      Andrea Holzer-Rhomberg

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