Um Schüler von diesem statischen „begabt oder unbegabt“-Denken weg zu führen hin zu einem Denken, das den Lernprozess selber fokussiert, können wir Fragen stellen, wie z. B.: Was hast du heute beim Üben Neues gelernt? Was genau hast du gemacht, um diese Passage in gleichmäßigem Tempo spielen zu können? Was für ein Bild hattest du bei dieser Phrase im Kopf? An welcher Kontaktstelle klang diese Phrase am besten?
Fragen, die das TUN selbst betreffen, und Fragen, die zum Reflektieren des eigenen Tuns führen. Solche Fragen führen zu wirklichem Lernen, zu Verständnis, zu Weiterentwicklung. Jeder kann sich jederzeit weiterentwickeln! Dieses Mindset möchte ich jedem meiner Schüler mitgeben.
Woran erkennen Sie in Ihrem Unterricht das Selbstbild Ihrer Schüler? Wie gehen Sie darauf ein? Über einen Austausch im Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Rhomberg, ich bin ganz Ihrer Meinung, dass wir, um Jacobi zu zitieren, „jenseits von begabt und unbegabt“ aktiv werden müssen –
schon weil wir auf solche unveränderlichen Gaben ja gar keine Einfluss hätten.
Ihre Beschreibung des Schülers mit dem statischen Selbstbild leuchtet mir aber nicht so recht ein. Wer sich für unbegabt hält, kann doch einen Fehlschlag achselzuckends dieser eben unveränderlichen Tatsache zuschreiben und fröhlich (schlecht) weiterspielen, oder nicht? Das finden wir zwar nicht gut, aber der Schüler muß deswegen keine persönlche Katastrophe erleben, wie Sie schreiben. Ich finde, wir sollten die inneren Einstellungen der Schüler/innen weniger wertend betrachten und lieber indirekt angehen. Meine eigene Erfahrung als Schüler ist, dass konkrete technische oder musikalischen Hilfen und das Vorbild des Lehrers mich auch innerlich weitergebracht haben.
Mit den bässten Grüßen!
Ihr Michael Pöhlmann
Lieber Herr Pöhlmann,
vielen Dank für Ihren Beitrag! Da haben Sie natürlich völlig recht, wenn Sie sagen, dass es einen Schüler, der sich für „unbegabt“ hält, möglicherweise wenig stört, wenn er nicht gut spielt. Ich dachte mit meinem Beispiel eher an einen Schüler, der sich für sehr „begabt“ hält, daher meint, es sei nicht notwendig, konsequent zu üben, und dann z. B. beim Wettbewerb nicht das tolle Ergebnis erzielt, das er erwartet hätte. Da könnte sein Selbstbild von „begabt sein“ durchaus ins Wanken geraten.
Ich möchte mit meinen obigen Ausführungen keinesfalls wertend sein, mir geht es vor allem darum, dass die Kinder eine für sich selbst und ihr Tun förderliche Einstellung entwickeln. Eine Einstellung, bei der man sich selbst als „Wachsender“ erleben darf. Das Gefühl, dass man sich immer weiterentwickeln kann, jenseits von begabt und unbegabt, wie Sie so schön gesagt haben!
Ganz herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Rhomberg
aus meiner eigenen Erfahrung: meine Mutter fand es grundsätzlich nervig, wenn ich geübt habe. (Kannst du damit jetzt dann bitte wieder aufhören!) Sie war der Meinung, entweder man kanns oder man lässt es bleiben. Als ich dann mal Ferien bei meiner Tante verbrachte und mich entschuldigte, dass bestimmte Töne noch nicht so gut klängen, sagte diese nur ganz entspannt: deswegen soll man ja üben, damit es dann irgendwann gut klingt. Was für eine Erleichterung!
Herzliche Grüße
Yana König
Liebe Frau König,
danke für Ihren Kommentar! Das ist genau das, was ich meinte! Durch TUN entwickelt man sich weiter!
Liebe Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg